Am Abendgymnasium Wien wird das Fach Biologie und Umweltkunde nach den Lehrplänen der AHS für Berufstätige unterrichtet. Einen Auszug für das Fach Biologie und Umweltkunde finden Sie hier:
Bildungs- und Lehraufgabe:
Der Unterrichtsgegenstand Biologie und Umweltkunde sieht die Beschäftigung mit den Themenbereichen Mensch und Gesundheit, Weltverständnis und Naturerkenntnis, Ökologie und Umwelt sowie Biologie und Produktion vor.
Der Biologie- und Umweltkundeunterricht hat, aufbauend auf dem Vorwissen der Studierenden, folgende Ziele:
Die Studierenden sollen – im Sinne biologischer Grundbildung – zentrale biologische Erkenntnisse gewinnen, Prinzipien, Zusammenhänge, Kreisläufe und Abhängigkeiten in lebenden Systemen sehen lernen und damit Grundzüge eines biologischen bzw. naturwissenschaftlichen Weltverständnisses erwerben.
Die Studierenden sollen Einblicke in ausgewählte Forschungsschwerpunkte der modernen Biowissenschaften erhalten und damit auch Verständnis für biologische bzw. naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen erwerben. Sie sollen – auch im Sinne einer Studienvorbereitung für naturwissenschaftliche Fachrichtungen – verstehen, welche Aussagekraft biologische bzw. naturwissenschaftliche Experimente besitzen und wo deren Grenzen liegen.
Die Studierenden sollen ihr Verständnis und die Wahrnehmung für den eigenen Körper vertiefen und damit zu einem verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen befähigt werden (Akzeptanz des eigenen Körpers, der eigenen Sexualität; Gesundheitsförderung, Suchtprophylaxe, Umgang mit behinderten Menschen, Humangenetik).
Die Studierenden sollen Wissen und Kompetenzen erwerben, die sie für einen umweltbewussten, nachhaltigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen motivieren und befähigen. Die Bedeutung des Arten- und des Biotopschutzes soll erkannt werden.
Die Studierenden sollen Wissen und Kompetenzen erwerben, die sie in Hinblick auf zukünftige Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungen qualifizieren. Werte und Normen, Fragen der Verantwortung (Bioethik) bei der Anwendung naturwissenschaftlicher bzw. biologischer Erkenntnisse sollen thematisiert werden.
Die Studierenden sollen positive Emotionen für Natur und Umwelt entwickeln.
Personale und soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Kooperation, Konflikt- und Teamfähigkeit sowie emotionale Intelligenz sollen erworben und gefördert werden.
Beiträge zu den Bildungsbereichen:
Mensch und Gesellschaft:
Menschen als biologische und soziale Wesen, Sexualität/Partnerschaft/Familie, Gesundheit/Krankheit als biologisches und soziales Phänomen, Arbeitswelt, Gestaltung von Freizeit, Friedenserziehung; Verhältnis Mensch – Natur, Ökologie – Ökonomie, Energie, Nachhaltigkeit; Anwendung biologischer Erkenntnisse, lebenslanges Lernen
Natur und Technik:
Phänomen Leben, Mensch als Lebewesen, V ernetzung belebter Systeme, Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf Natur, Umwelt und Gesundheit, Naturwissenschaften und Ethik, naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsstrategien
Sprache und Kommunikation:
Förderung der Sprachkompetenz im Bereich der Alltags- und Fachsprache
Kreativität und Gestaltung:
Einsatz von kreativitätsfördernden Methoden
Gesundheit und Bewegung:
körperliche Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden/Gesundheit, Umwelt und Sport
Didaktische Grundsätze:
Bei der Umsetzung der Bildungsziele haben die Lehrerinnen und Lehrer folgende Faktoren zu berücksichtigen:
-Auswahl von Inhalten, die maximalen Erkenntnisgewinn im Sinne von biologischem Basiswissen und zentralen Kompetenzen (zB vernetztes Denken) bringen und als Grundlage für lebenslanges Lernen dienen können
- – Einbeziehung der Lebenswirklichkeit der Studierenden, Integration ihres Vorwissens, ihrer Erfahrungen und Interessen
- – Einbeziehung der gesellschaftlichen Dimensionen der Biowissenschaften im historischen wie auch zukünftigen Kontext, Diskussion der ethischen Dimension biowissenschaftlicher Erkenntnisse und deren Anwendung auch im Hinblick auf die europäische Situation
- – Vermittlung eines Grundverständnisses für naturwissenschaftliches Denken und experimentelles Vorgehen, Grundverständnis für biologische Fachsprache
- – Schaffung problemorientierter Lernumgebungen, die selbstständiges Lernen fördern -methodische Vielfalt (zB praktische Tätigkeiten, Projekte, fachübergreifender Unterricht, Experimente, Freilandarbeit, Betriebserkundungen, offene und soziale Lernformen unter
Berücksichtigung der besonderen Belastungen der Berufstätigen)
– Aufbau von Medienkompetenz durch aktive Auseinandersetzung mit modernen Medien und deren Nutzung (Internet, multimediale Lern-Software usw.)
– besondere Berücksichtigung der Anwendung des Wissens und der Problemlösung
Der Unterricht gliedert sich in vier zentrale Bereiche, die miteinander verschränkt und kombiniert sowie in methodisch vielfältiger Weise bearbeitet werden müssen:
Mensch und Gesundheit
Es ist die Einsicht zu vertiefen, dass der menschliche Körper ein System von in Wechselbeziehung stehenden Organen ist und gesundheitsfördernde Lebensweisen durch individuelle Entscheidungen (persönliche Verantwortung) und durch Umwelteinflüsse mitbestimmt sind. Biologisches Wissen ist in Bezug zu gegenwärtigem und zukünftigem Verhalten und Handeln zu setzen.
Weltverständnis und Naturerkenntnis
Einblicke in die modernen Biowissenschaften einschließlich aktueller Forschungsthemen sind zu geben. Bei der Behandlung aller Themen ist darauf zu achten, dass eine prägnante, exemplarische Auswahl getroffen wird. Weiters sind die zahlreichen Anknüpfungspunkte für Diskussionen zu Fragen der Ethik (Was kann der Mensch? Was darf der Mensch?) zu nutzen.
Ökologie und Umwelt
Neben theoretisch orientierter Beschäftigung mit Ökosystemen sind nach Möglichkeit für praktische Tätigkeiten (Freilandarbeit ua.) und Naturerfahrung zu nutzen.
Biologie und Produktion
Mittels problemorientierter Fragestellungen ist deutlich zu machen, welch zentrale wirtschaftliche Bedeutung die Biologie als Produktionsfaktor in den modernen Industriegesellschaften hat. Die Auseinandersetzung mit kontroversiell diskutierten Themen ist zu trainieren.
Lehrstoff:
3. und 4. Semester: Mensch und Gesundheit
Biodiversität
– Zusammenhänge von Bau und Funktion der Organsysteme des Stoffwechsels (Ernährung,
Verdauung, Atmung, Kreislauf, Ausscheidung, Bewegung) und deren Ausbildung am Beispiel
des menschlichen Organismus erarbeiten
– Erkennen der Bedeutung einer gesunden Ernährung
Krankheit
– Kenntnisse über Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Parasiten) an Hand ausgewählter Beispiele
erlangen; Maßnahmen zur Hygiene und Reiseprophylaxe; Einsicht über moderne Zivilisations- krankheiten und Krebs gewinnen
Immunsystem des Menschen
– Einblicke in die grundlegende Funktionsweise des Immunsystems gewinnen und die Auswir-
kungen von Störungen erkennen (Allergien, AIDS ua.)
Sexualität
– Verständnis von Sexualität als biologisches, psychologisches und soziales Phänomen vertiefen
und zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Sexualität anregen (Sexualethik); Wissen über Möglichkeiten der Fortpflanzungsmanipulationen und über die Embryonalentwicklung beim Menschen erwerben. Einblicke in Forschungsschwerpunkte der modernen Biowissenschaften (Stammzellenforschung, neue Reproduktionsmethoden usw.) erlangen.
Information und Kommunikation in biologischen Systemen
-Grundlagen von Information und Kommunikation in Nervensystemen (Reizaufnahme,
Sinnesorgane, Erregungsleitung, Verarbeitung; moderne Hirnforschung) und im Hormonsystem des Menschen (Regelkreise) verstehen; Begreifen, dass diese Mechanismen dem Verhalten zu Grunde liegen; Überblick über zentrale Positionen der Verhaltensforschung bekommen.
Drogen
– Gründe für Suchtverhalten erfassen und verschiedene Möglichkeiten der Suchtprophylaxe vor
allem im Hinblick auf aktuelle Jugenddrogen erarbeiten
Ökologie und Umwelt
– Grundlagen des Wissens über Ökosysteme (Stoff- und Energiekreisläufe, Umweltfaktoren,
Sukzession) erwerben
– Verständnis für die Probleme der verschiedenen Formen der Landwirtschaft (intensiv und extensiv) und der Welternährung entwickeln
– Umweltprobleme und deren Ursachen an ausgewählten Beispielen diskutieren und Lösungsmöglichkeiten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung aufzeigen; Einblick in das Spannungsfeld Ökologie – Ökonomie
Weltverständnis und Naturerkenntnis
Zellbiologie
- – Wissen um die Zelle als Grundbaustein und Informationsträger der Organismen und modellhaftes
Verstehen der Zusammenhänge zwischen Lebensvorgängen und bestimmten Zellstrukturen
erwerben
- – am Beispiel Pflanzen: An Hand ausgewählter Beispiele Wissen über Entwicklung, Keimung und
Wachstum sowie mögliche Anpassungen an unterschiedliche Standorte erwerben und
grundlegendes Verständnis für Stoffwechselvorgänge (Fotosynthese, Dissimilation) gewinnen
- – Einblick in biotechnische Verfahren bei der Nahrungsmittelproduktion gewinnen
- – am Beispiel Mikroorganismen: An Hand ausgewählter Beispiele die Unterschiede zwischen Pro-
und Eukaryoten erfassen; Mikroorganismen als Besiedler aller, auch extremer Lebensräume kennen lernen und ihre zentrale Bedeutung für die Natur verstehen
Genetik
-Wissen um die Bedeutung der DNA–Replikation und der Mitose für Wachstum,Zelldifferenzierung und die Entstehung vielzelliger Lebewesen sowie der Meiose für die geschlechtliche Fortpflanzung erwerben.
– Verstehen der Vorgänge bei der Proteinsynthese (Transkription, Translation, Regulation der Genaktivität); Kennen der Vererbungsregeln; Einblick in die Humangenetik gewinnen.
-Wissen um gentechnische Verfahren und deren mögliche Auswirkungen (Landwirtschaft, Medizin, Gesellschaft ua.) erwerben; an Hand ausgewählter Beispiele des Themenkreises Entwicklung einer verantwortungsbewussten Haltung gegenüber gentechnischen Eingriffen (Wissenschaftsethik, Bioethik)
Biologie und Produktion
– Einblicke in die Anwendung genetischer Forschung in Tier- und Pflanzenzucht sowie ingentechnische Verfahren in Medizin und Landwirtschaft gewinnen
Evolution
– Grundlagen chemischer und biologischer Evolution erwerben; Einblick in Evolutionstheoriengewinnen; Überblick über den Ablauf der Entwicklungsgeschichte der Lebewesen erwerben
-In Anknüpfung an das Wissen um den Aufbau und die Struktur der Erde und die geodynamischen Formungskräfte Grundlagen der Entstehung ausgewählter Landschaften erarbeiten