Am Abendgymnasium Wien wird das Fach Ökonomie nach den Lehrplänen der AHS für Berufstätige unterrichtet. Einen Auszug für das Fach Ökonomie finden Sie hier:

Bildungs- und Lehraufgabe:

Der am Wirtschaftskundlichen Realgymnasium typenbildende Pflichtgegenstand Ökonomie ist ein multidisziplinärer Unterrichtsgegenstand, dessen Themenbereiche Eigenerfahrung mit Alltagsbezug und Gesellschaftsrelevanz verknüpfen. Der Ökonomieunterricht fühlt sich verstärkt folgenden Werten verpflichtet: einem gesundheitsförderlichen Bewusstsein und Handeln, einer intakten Umwelt, nachhaltigem Wirtschaften und einer menschenwürdigen Gesellschaft. Die Vermittlung von Grundlagen des Konsumentenrechts, von Formen der Geldveranlagung, von Markt- und Werbestrategien sowie von Produktkennzeichnung soll die Entwicklung von Studierenden zu mündigen Konsumentinnen und Konsumenten unterstützen.

Der Unterricht fördert Selbstkompetenz durch Analyse und Reflexion eigener Lebens-, Ernährungs- und Konsumgewohnheiten und führt damit zu verbessertem Gesundheits- und Finanzmanagement.

Neben diesen allgemeinen Bildungsaufgaben hat der Unterricht aus Ökonomie zwei methodische sowie drei fachspezifische Kompetenzen als Ziel, denen besondere Lehraufgaben zugeordnet sind:

Methodenkompetenz
– ökonomische Informationen mit Hilfe bewährter und zeitgemäßer V erfahren gewinnen,

analysieren und zielgruppenorientiert darstellen können
– Nutzung und Auswertung graphisch aufbereiteter Materialien

Synthesekompetenz

  • –  Einsicht in das Wirkungsgefüge und die Dynamik von Ökonomie und Ökologie sowie in die

    zugrunde liegenden Machtstrukturen gewinnen

  • –  Einsicht in das Wirkungsgefüge von Ernährung, Gesundheit und Leistungsfähigkeit und die

    Komplexität von Beziehungsgeflechten zwischen Natur- und Humanfaktoren erkennen und zu

    den Auswirkungen menschlicher Eingriffe Stellung nehmen können
    -Ökonomie und Ökologie auch fächerübergreifend mit benachbarten natur- und

    sozialwissenschaftlichen Disziplinen betrachten können

    Umweltkompetenz
    – die Bedeutung der Wahrnehmung und Bewertung von Umwelt im weitesten Sinn für das

    menschliche Handeln erkennen
    – Kenntnis der Probleme des Umweltschutzes
    – Erkennen der globalen Verantwortung für die „eine Welt“

    Gesellschaftskompetenz
    – die Fähigkeit erweitern, die von den Massenmedien verbreiteten politischen, wirtschaftlichen und

    gesellschaftlichen Informationen kritisch zu beurteilen

    -die persönliche Rolle als Konsumentin bzw. Konsument am Wirtschaftsleben kritisch durchleuchten und die volkswirtschaftliche Bedeutung des Konsumverhaltens erkennen

    -Motivation zur persönlichen Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und globalen Fragestellungen entwickeln

    Wirtschaftskompetenz

  • –  V erständnis grundlegender Zusammenhänge in betriebs/haushalts-, volks- und

    weltwirtschaftlichen Bereichen sowie Kenntnis gesamtwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten,

    Strukturen und Probleme

  • –  Wirtschaftspolitik als wesentlichen Bestandteil der Politik erkennen, ihre Modelle und deren

    reale Umsetzung in unterschiedlichen Systemen einschätzen können

  • –  Erwerb von Grundkenntnissen verschiedener Anlageformen (zB Spar-Vorsorgemodelle)

    Mit seinen grundlegenden Zielen soll der Unterricht in Ökonomie Beiträge zu den Aufgabenbereichen der Schule sowie den einzelnen Bildungsbereichen Sprache und Kommunikation, Mensch und Gesellschaft, Natur und Technik sowie Gesundheit und Bewegung leisten.

Didaktische Grundsätze:

Die im Abschnitt Lehrstoff formulierten Lernziele und Themenbereiche umschreiben jene Kenntnisse und Einsichten, die zum Erwerb der in der Bildungs- und Lehraufgabe angeführten Kompetenzen durch die Studierenden führen sollen.

Aus den Zielstellungen haben die Lehrerinnen und Lehrer die Lerninhalte eigenverantwortlich und begründet abzuleiten. Deren Auswahl und Reihung sind von den Lehrerinnen und Lehrern vorzunehmen. Dabei sind folgende Kriterien zu beachten: die Klassensituation, die alters-, familien- und berufsspezifischen Gegebenheiten der Studierenden, die erwachsenengemäße Transfermöglichkeit, die fächerübergreifenden Aspekte, die Unterrichtsprinzipien des Zweiten Bildungsweges, die exemplarische Bedeutung und der aktuelle Bezug.

Das intensive Befassen mit den Inhalten der einzelnen Themen und die Sicherung eines ständigen Lernprozesses sind dem bloßen Wissenserwerb vorzuziehen.

Bei der Konkretisierung des Lernprozesses ist zu überlegen, mit welchen Unterrichtsverfahren und Medien den berufstätigen Studierenden Sachverhalte, Zusammenhänge und Einsichten aufgeschlossen werden können.

Dabei soll das Wissen, das sich aus der Berufserfahrung der Studierenden ergibt, mit verwendet werden. Besonderer Wert ist auf die Aktivierung ständiger Mitarbeit der Studierenden im Unterricht und auf erhöhte Anschaulichkeit des Unterrichts zu legen.

Da Abendunterricht und Berufstätigkeit der Studierenden die Möglichkeiten der Realbegegnung mit dem Raum (Landschaft) und dem Betrieb (Wirtschaft) stark einschränken, stellt die Beiziehung von Fachleuten aus Wirtschaft und Politik eine motivierende Alternative dar.

Methoden und Auswahl geeigneter Arbeitsbehelfe sind unter Berücksichtigung alters- und bildungsspezifischer Unterschiede der Studierenden zu entwickeln. Modell- und Theoriebildung sind als Hilfe bei der Bewältigung der Informationsfülle darzustellen.

Lehrstoff: 7. Semester:

Haushalt als Sozial- und Wirtschaftsgebilde

  • –  Den privaten Haushalt als reproduktives soziales System bzw. als sozioökonomische Einheit

    begreifen

  • –  die volkswirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung des Haushaltes verstehen
  • –  die soziale, ökologische, wirtschaftliche und psychologische Bedeutung des Wohnens für

    Gesundheit und Leistungsfähigkeit erfassen und Einblicke in baubiologische Erkenntnisse für die eigene Wohnraumgestaltung gewinnen.

    Ernährung und Gesundheit

  • –  den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit verstehen
  • –  das eigene Ernährungsverhalten reflektieren und Ernährungsregeln (gesund, altersadäquat,

    zielgruppenorientiert, …) erarbeiten

  • –  Beispiele alternativer Ernährungsformen kennen lernen und in die Dynamik von Essstörungen

    Einsicht gewinnen
    -am Beispiel ausgewählter Lebensmittel Kenntnisse über Produktion, Verarbeitung und

    Lebensmittelqualität erwerben
    – V oraussetzungen für Einkaufsplanung mit Berücksichtigung von Produkt- und

    Lebensmittelkennzeichnung, Preis-Leistungsverhältnis und Ökobilanz schaffen

    Natur- und Umweltschutz

    • –  die Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Ökologie erkennen und die Auswirkungen

      umweltrelevanter Handlungen verstehen

    • –  am Beispiel ausgewählter, aktueller Umweltprobleme Kenntnisse über Schad- und Abfallstoffe

      und deren Quellen und Gefahren erwerben, um als Konsument und Staatsbürger umweltbewusst und nachhaltig zu handeln

      Ökologie- und Umweltprobleme

      – Nutzungskonflikte wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Interessen als Ursachen ökologischer Probleme erkennen

7. und 8. Semester:

Betriebliche Organisations- und Produktionsformen
– Fragen der Unternehmensführung (im Produktionsprozess, bei Absatz und Marketing) kennen

lernen
-Standortentscheidungen und ihre räumlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen

Auswirkungen abschätzen lernen
– Ursachen, Formen und Auswirkungen von Konzentrationsprozessen kennen lernen

Wirtschafts- und Sozialpolitik

  • –  privaten und öffentlichen Konsum als wichtigen Wirtschaftsfaktor erkennen
  • –  den Zusammenhang zwischen Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik anhand von Beispielen

    untersuchen und die Folgen für die Volkswirtschaft und die Menschen erkennen

  • –  den Zusammenhang zwischen Budgetpolitik und Konjunkturentwicklung kennen lernen
  • –  die Stellung von Interessensvertretungen der Sozialpartner in Österreich bewerten
  • –  soziale Gerechtigkeit und sozialpolitische Maßnahmen als Teil der Gesellschaftspolitik verstehen und die Instrumente des Wohlfahrtsstaates kennen lernen (zB Formen der Kranken- und Pensionsversicherung)
  • –  wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte von Steuern (zB Lohn- und Einkommenssteuer) erfassen

    -die Bedeutung des Konsumentenschutzgesetzes zur Wahrung der Verbraucherinteressen einschätzen lernen

    Die Mechanismen des Geld- und Kapitalmarktes
    -Einblick in den Kapitalmarkt gewinnen und die Chancen und Risken verschiedener

    Anlageformen kennen lernen
    – Zusammenhänge zwischen der Welt der Börsen und der Realwirtschaft erkennen

    Ökologie- und Umweltprobleme
    – Ziele und Instrumente der Umweltpolitik auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene

    kennen- und bewerten lernen

    Fragen der Weltwirtschaft und sozioökonomische Gliederung
    -positive und negative Aspekte der Globalisierung erkennen und Möglichkeiten für die

    Überwindung sozialer und ökonomischer Disparitäten diskutieren

    • –  regionale Wirtschaftsräume als Schritte der Globalisierung begreifen und beurteilen lernen
    • –  Akteure der Globalisierung (zB GATT-WTO, IWF, OECD) und internationale Regelungswerke

      (zB Instrumente des Welthandels) zur Globalisierung kennen und bewerten lernen