In diesem Beitrag weist Daniel Green auf ein laufendes Forschungsprojekt von Nadine Thielemann und Regina Göke hin, an dem auch Studierende des Abendgymnasiums teilnehmen und das auch für die Bearbeitung von vorwissenschaftlichen Arbeiten zum Thema organisationaler Kommunikationskultur sehr spannend ist.
„Klein aber oho“ –
Zettel als Ausdruck organisationaler Kommunikationskultur
Ob provisorisch hingekritzelt, sorgsam ausgedruckt oder sogar foliert: Zettelbotschaften und Aushänge sind an fast jedem Arbeitsplatz präsent und spielen dort trotz ihrer vermeintlichen Belanglosigkeit eine wichtige Rolle.
Zettel sind Teil der Kommunikationskultur einer Organisation, Zeugnisse kommunikativer Gepflogenheiten und Instrumente, durch die Beziehungen zwischen KollegInnen, aber auch zwischen MitarbeiterInnen und ihren Vorgesetzten gestaltet und beeinflusst werden. Sie verraten, wie eine Organisation „tickt“.
Ziel unseres Projektes ist eine ethnographische Untersuchung der Zettelkommunikation am Arbeitsplatz, die linguistische Konzepte zur Beschreibung der Beziehungsbildung (rapport management, face work, politeness, politic behaviour) mit sozialpsychologischen Modellen zur Beschreibung der Organisationskultur (Schein 1980; Schein & Schein 2019) verbindet. Viele dieser Botschaften verweisen auf Reibungspunkte in der internen Kommunikation, die sich auch negativ auf betriebliche Abläufe auswirken können. Unternehmen bietet sich die Möglichkeit, rechtzeitig zu erkennen, wo Handlungsbedarf besteht und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der internen Kommunikation zu ergreifen. Somit kann eine solche Perspektive auch für die Praxis als diagnostisches Tool genutzt werden.
Aus linguistischer Perspektive handelt es sich um eine innovative Verbindung von Konzepten und Modellen der linguistischen Pragmatik, des linguistic landscaping und der textlinguistischen Analyse kleiner Texte.