Diese Informationen sind vor mehr als einem Jahr veröffentlicht worden und beziehen sich auf ein vergangenes Semester.

Warum besuchen Sie das Abendgymnasium?

Ich habe im ersten Bildungsweg die HAK abgebrochen, weil mich dieser Schultyp eigentlich nie wirklich interessiert hat. Für die HAK hatte ich mich damals entschieden, weil sehr viele meiner Schulfreundinnen aus der Hauptschule sich dort angemeldet hatten, die Schule ganz neu war (also ein sehr schönes Gebäude) und es sonst in Steyr (OÖ) nicht viel mehr Möglichkeiten gab. Die Option in die HTL zu gehen schloss ich aus, als ich feststellte, dass ich dort das einzige Mädchen gewesen wäre.

Nach meinem Schulabbruch trieb ich im Meer des Lebens mal dahin, mal dorthin. Ich bin diplomierte Trainierin für Legasthenie und Dyskalkulie, ADHD Therapeutin und Lern-Coach, ausgebildet an der Universtät Wien. Aber keine meiner Diplomausbildungen machte mich wirklich glücklich oder stellte mich zufrieden. Obwohl ich eigentlich viel erreicht und erlebt hatte fehlte mir etwas. So ging ich in mich und erkannte, dass es mein Herzenswunsch war, die Matura nachzuholen. Ich möchte unbedingt studieren, möchte meinen Traumberuf „Lehrerin“ in die Tat umsetzen, ich habe für mich erkannt, dass man sich treu bleiben soll, sonst kommt irgendwann der Punkt an dem man sich denkt etwas verpasst oder nicht erreicht zu haben, nur weil man es nicht versucht hat.

Bitte glauben Sie mir, seit dem Tage meiner Anmeldung bin ich viel ausgeglichener, ruhiger und selbstsicherer. Ich freue mich einfach hier zu sein und die Chance zu haben, meinen Abschluss nachzuholen.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer bisherigen Schullaufbahn gemacht?

Dass es sich nicht auszahlt eine Schule zu besuchen, wenn deren Schwerpunkte einem nichts geben. Ich will damit sagen, dass jeder seine individuelle Ausbildung anstreben und beenden soll, die ihn auch ausfüllt und nicht, so wie ich, eine Schule besucht, nur weil die Freunde auch dorthin gehen.

Ich habe die Erfahrung machen dürfen, was es heißt eine Klassengemeinschaft zu sein. In meiner letzten HAK Klasse, damals schon in Wien, machte ich diese Erfahrung. Das Gefühl, Teil eines Kollektivs zu sein, dazuzugehören in einem Verband, wo jeder für jeden einsteht. Diese Erfahrung werde ich immer im Herzen tragen. Das war das schönste Erlebnis bisher in meiner Schullaufbahn.

Wie würden Sie unsere Schule beschreiben?

Das Abendgymnasium am Henriettenplatz ist eine große Chance für alle, die die Matura nachholen wollen. Unabhängig von deren Beweggründen, unabhängig vom jeweiligen Alter. Es kann zu einem Sprungbrett werden, gesellschaftlich und beruflich. Auch sehe ich unsere Schule als einen Pool der Mannigfaltigkeit. Die Möglichkeit neue Freunde zu gewinnen, sich mit den Kommilitonen auszutauschen, gute Gespräche zu führen und das Zugehörigkeitsgefühl ist einfach enorm. Ich sehe den Henriettenplatz als einen Schatz der das Leben bereichert und den jeder für sich bergen kann.

Was fördert Sie beim Lernen, was hindert Sie?

Förderlich ist, dass sich die Studierenden gegenseitig helfen und unterstützen. Dass es immer Angebote gibt einen Förderkurs zu besuchen. Dass man die Möglichkeit hat, sich auch mit höheren Semestern auszutauschen, hier sind viele für viele da. Hinderlich, naja sagen wir als störend empfinde ich, wenn es im Unterricht unruhig ist. Wenn das Handy wichtiger ist als der Unterricht, wenn der Lärmpegel so laut ist, dass man den Vortragenden / die Vortragende nicht mehr hört. Da würde ich mir wünschen, dass sich die Verursacher selbst einmal fragen: „Bin ich hier nur zum Spaß oder will ich etwas lernen?“

Können Sie Alltag und Abendschule gut verbinden?

Im Großen und Ganzen ja, ich habe eine Familie die voll hinter mir steht und mich unterstützt. So wird der Alltag leichter. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Lieben für die Unterstützung, den Rückhalt und die aufmunternden Worte bedanken, mit denen sie mich bei erlittenen Rückschlägen aufbauen und mir die Kraft geben, weiter zu machen. Vielen herzlichen Dank dafür. Ohne Euch wäre es ein ganzes Stück schwieriger.

Haben Sie Pläne für die Zeit nach der Matura?

Ja, die habe ich ganz konkret. Ich möchte das Lehramt für Mathematik und Physik machen, das ist mein Traumberuf seit meinem 14. Lebensjahr. Ich unterrichte für mein Leben gern. Es ist eine Herzensangelegenheit.

Was bedeutet für Sie „erwachsenengerechter Unterricht“?

Es wird einem mehr Respekt entgegen gebracht. Die Lerninhalte sind auch anders aufgebaut und werden in einer anderen Form vermittelt. Man begegnet sich in einer Ebene. Diese Umgangsform würde ich mir in so mancher Oberstufenschule wünschen. Es ist eine ganz andere Lernerfahrung, etwas sehr Positives. Man hat mehr Möglichkeiten sich in den Unterricht einzubringen, allein durch die eigenen Erfahrungen. Die Kommunikation findet auf einer erwachseneren Ebene statt.

Und wofür lohnt es sich zu kämpfen?

Seine Ziele und Träume zu verwirklichen. Ich möchte an dieser Stelle Pestalozzi zitieren: „Der Mensch vermag unendlich viel, wenn er nur richtig will.“ Wenn man wirklich mit dem Herzen und Willen dabei ist, schafft man es auch. Man muss nur am Ball bleiben. Die Gefahr durch ev. Rückschläge den Kopf einzuziehen und aufzugeben ist natürlich immer präsent. Doch da möchte ich mit Laurence J. Peter dagegenhalten, der sagt: „Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. – Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht.“ In diesem Sinne möchte ich jedem sagen, dass es sich lohnt durchzuhalten, auch wenn es manchmal unmöglich erscheint.

Diese Informationen sind vor mehr als einem Jahr veröffentlicht worden und beziehen sich auf ein vergangenes Semester.







 ✑ Beitrag von …
  • RED

    Homepage-Redaktion des Abendgymnasium Wien.